Behandlung der Analfissur
Bei dieser Erkrankung scheuen viele Betroffene den sofortigen Gang zum Arzt, was verständlich aber nur sinnvoll ist, wenn der Hautriss durch Salbenbehandlung und Hausmittel innerhalb einiger Wochen abheilt. Tut er dies nicht oder werden die Schmerzen sogar schlimmer, weil sich die Wunde z. B. infiziert hat, ist der Besuch beim Hausarzt oder spezialisiertem Facharzt, dem Proktologen, angezeigt. Da Enddarmerkrankungen sehr häufig sind, hat sich dazu ein eigenes medizinisches Fachgebiet entwickelt, die Proktologie oder Koloproktologie (auch 'Coloproktologie').
Wie sieht die konventionelle Therapie aus?
Die Symptome einer Analfissur behandelt man zunächst konservativ mit Salben und Cremes. In etwa 80 % der Fälle kann mit der konsequenten Salbenbehandlung innerhalb von sechs bis acht Wochen eine Heilung des Einrisses erreicht werden.
Der Arzt kann daneben die Entspannung des Schließmuskels mit einer einmaligen örtlichen Betäubungsspritze unterstützen oder muskelentspannende Mittel einsetzen. In seltenen Fällen (mit kompliziertem Heilungsverlauf) saniert der Arzt die Wunde oder Narbe operativ.
Creme/ Salbe/ Zäpfchen
Gegen die akuten Schmerzen helfen lokal betäubende Mittel (z.B. Lidocain) oder Muskelentspanner (Diltiazem), sowie insbesondere kortikoidfreie Salben und Zäpfchen oder Zäpfchen mit Mulleinlagen (Tampositorien). Sie enthalten als Wirkstoff z.B. Hamamelisextrakt (Zaubernuss) oder auch antiseptische Wirkstoffe sowie betäubende Mittel (Lokalanästhetika wie Cinchocain oder Lidocain). Die Wirkstoffe werden dann langsam von den Mulleinlagen freigesetzt.
Zinksalbe wird zwar bei diversen Hauterkrankungen häufig angewendet, bei offenen Wunden wie einem Einriss, ist sie nicht geeignet. In Frage käme Zinksalbe nur für Wundränder, in der Pofalte aber würde sie durch den Druck überall verteilt werden. Daher lieber keine Zinksalbe einsetzen.
Analtampons
Bei allen Wirkstoffen ist es besonders wichtig, dass sie auch am Schadensort länger einwirken können. Cremes und Salben lassen sich nur bei äußeren Schäden einfach auftragen.
Liegt die Fissur im Inneren des Analkanals, greift man oft zu Zäpfchen. Sie aber gleiten meist tiefer ins Rektum, so dass sie nicht ausreichend lang vor Ort sind. Man hat daher sogenannte Analtampons entwickelt. Sie sind aufgebaut wie Zäpfchen, die an einer Mullbinde hängen. Beim Einführen bleibt dann ein dünner Mullstreifen außerhalb des Afters. Mit diesem Bändchen kann man den Analtampon positionieren. Er verbleibt in der richtigen Lage und setzt dort auch die Wirkstoffe frei. Nach dem Auflösen kann das Mullband abgestreift werden.
Analdehnung/-dehner
Mit einer mechanischen Analdehnung möchte man die Verengung des Analkanals durch die Überspannung des Schließmuskels angehen. Nach der Dehnung soll der Muskel spontan wieder entspannen.
Dehnung unter Narkose
Da dies für den Patienten sehr schmerzbeladen ist, wird dazu manchmal eine Narkose gelegt. Allerdings zeigt die Auswertung der Studien hier vermehrte Komplikationen (wie das Zerreißen der Muskulatur). Dehnung ist nicht einfach zu „dosieren“. Wie viel Dehnung gut ist und ab wann irreversible Schäden auftreten, ist schwer bestimmbar. Deshalb empfehlen die Experten dieses Verfahren nicht unter Betäubung.
Selbstanwendung eines Analdehners
Aber die Betroffenen selbst können mit der entsprechenden Vorsicht Analdehner bei einer Afterverengung einsetzen, darüber berichtet das Deutsche End- und Dickdarmzentrum in Mannheim. Dazu wird der fingerlange leicht kegelförmige Dehner mit einer Gleitsalbe versehen und vorsichtig eingeführt. Bei regelmäßigem Anwenden soll sich der Analkanal langsam aufweiten lassen.
Operation einer Fissur: Fissurektomie
Für alle komplizierteren Fälle kommt eine Operation in Frage. Dann entfernt der Arzt verhärtetes oder infiziertes Narbengewebe, Hautwucherungen und Hautfalten (Marisken). Daneben werden Eiterherde gespalten und infiziertes Gewebe abgetragen, so dass die Heilung ungestört einsetzen kann. Die Wunde wird nicht genäht. Die Anlage von Drainagepassagen stellt sicher, dass schädliche Sekrete ablaufen.
Eine Operation mag eine drastische Behandlung sein, die Erfolgsrate fällt aber mit 97 % Heilungsrate gut aus. Patienten befürchten oft spätere Probleme bei der Dichtigkeit des Afters („Kontinenz“), mit 2,4 % ist die Gefahr einer Kontinenzschwäche recht gering. Bei der Heilungsphase braucht man jedoch Geduld.
Wie lange dauert die Heilung nach der OP?
Da es sich bei den operierten Fällen um die problematischeren Fälle handelt, dauert auch die Heilung länger. Man muss etwa mit 3-4 Monaten rechnen, wobei die Beschwerden im letzten Monat nur noch leicht stören.
Nachteile einer Operation
Operationen erzeugen natürlich Wunden. Meist wachsen die frischen Wundränder gut zusammen, es kann aber manchmal zu folgenden Problemen kommen:
- Nachblutungen
- Wundheilungsstörungen
- Vernarbungen
- Inkontinenz
Wann droht eine Inkontinenz?
In Deutschland sehr kritisch bewertet werden alle Operationstechniken, bei denen die Schließmuskulatur geschädigt wird (Sphinkterotomie), denn hier gibt es gravierende Nachteile.
Zwar ist die Dichtigkeit im Normalfall häufig gewährleistet, bei flüssigem Stuhl oder Blähungen jedoch funktioniert der Verschluss des Afters nicht mehr verbindlich. Dann kann Stuhl in die Unterwäsche schmieren oder bei Blähungen unwillkürlich etwas Stuhl abgehen. Oft treten die Beschwerden mit Inkontinenz erst in höherem Alter zu Tage.
Nach der Fissur kann eine erhöhte Spannung im Schließmuskel entstehen und zu einer mangelhaften Durchblutung der Region führen. Diese Minderdurchblutung ist ein Problemfaktor bei analen Rissen. Deshalb geht man diesen Zustand mit neuen muskelentspannenden Medikamenten an, von denen die Medizin eine ganze Reihe kennt.
Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie und des Berufsverbandes der Coloproktologen Deutschlands empfehlen als Therapie gegen dieses Symptom Nitrate oder Kalziumkanalblocker. Sie haben sich bei Herzerkrankungen bewährt, bei Analfissuren stehen sie noch in der Testphase. So wird die Indikation Fissur noch nicht auf dem Beipackzettel geführt.
- Glyceryltrinitrat (auch Isosorbiddinitrat) wird wegen der gefäßerweiternden Wirkung üblicherweise bei Herzerkrankungen eingesetzt, lokal appliziert wirken die Mittel aber auch in der analen Region. Durch die Gefäßerweiterung kann der Muskel besser versorgt werden und dadurch wieder entspannen. Bei der Wirkungsdauer darf man nicht mehr als 2 Stunden erwarten. Recht häufig allerdings kommt es zu Kopfschmerzen als Nebenwirkung der Medikation.
- Kalziumkanalblocker wie das Diltiazem (oder Nifedipin) blockieren die Kontraktion von Muskelzellen. Damit verringert sich die Spannung im analen Krampfgebiet. Ein Fertigarzneimittel gibt es bisher nur in der Schweiz, in Deutschland werden die Salben individuell für den Patienten in der Apotheke hergestellt.
- Botulinumtoxin kennt man aus der Kosmetikbranche. Es hilft die faltenbildenden Gesichtsmuskeln auszuschalten. Der Vorteil des Mittels: es wirkt eine ganze Weile verbindlich lähmend auf den Muskel, hinterlässt aber keine Dauerschäden, so dass der Schließmuskel akut entspannt und später wieder seiner natürlichen Tätigkeit nachgehen kann.
Früher hat man in extremen Fällen die Schließmuskeln operativ durchtrennt. Damit aber drohen gerade im fortgeschrittenen Alter Kontinenzprobleme.