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Macht Heiraten dick?

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Studie zum Ernährungsverhalten der Deutschen

Sind Männer dicker als Frauen und Singles dünner als Verheiratete? Was wissen die Deutschen über gesunde Ernährung? Antworten gibt die "Neue Nationale Verzehrsstudie" aus dem Jahr 2008.

Von: Dr. Gunda Backes

Nach 20 Jahren gibt es eine "Neue Nationale Verzehrsstudie"

Wie dick sind die Deutschen wirklich? Sind Männer dicker als Frauen und Singles dünner als Verheiratete? Was wissen die Deutschen über gesunde Ernährung? Diese und andere Fragen waren Gegenstand der neuen Studie zum Ernährungsverhalten der Deutschen (Neue Nationale Verzehrsstudie, NVS II), deren erste Ergebnisse im Januar 2008 in Berlin präsentiert wurden.

Neue Ergebnisse zum Ernährungsverhalten der Deutschen

Da die letzte Studie über das Ernährungsverhalten der Deutschen über 20 Jahre zurück liegt, hatte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Jahr 2002 den Auftrag zu einer neuen repräsentativen Studie gegeben. Denn seit dieser Zeit hat sich nicht nur das Lebensmittelangebot, sondern auch die Freizeit-, Arbeits- und Konsumwelt massiv geändert.

Von 2005-2007 wurde daher das Bewegungs- und Ernährungsverhalten von knapp 20.000 deutschsprachigen Personen zwischen 14 und 80 Jahren dokumentiert und ausgewertet. Zusätzlich wurden bei etwa 1.000 Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren sowie bei etwa 12.000 Erwachsenen im Alter von 18-80 Jahren standardisierte Körpermessungen (z.B. Gewicht, Größe) durchgeführt. Die Planung und Auswertung der Studie lag in den Händen des Max Rubner-Instituts in Karlsruhe.

Die wichtigsten Ergebnisse

So dick sind die Deutschen
66 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen sind übergewichtig. Jeder fünfte Bundesbürger ist extrem übergewichtig (adipös), bei den über 60 jährigen sind sogar über 30 Prozent betroffen. Oftmals führt dies zu Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes. Auch Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sind nur noch zu 75 % normalgewichtig. Besonders bei den jungen Erwachsenen schlägt das Übergewicht zu, denn bereits mit 18 und 19 Jahren sind 28% der Männer und 23% der Frauen übergewichtig. Bei vielen Jugendlichen gibt es aber auch einen gegenteiligen Trend. Etwa 10 % der weiblichen Jugendlichen sind untergewichtig, wobei zum größten Teil Gymnasiasten betroffen sind.

Macht Heiraten dick?
Das Körpergewicht scheint auch mit anderen Faktoren wie Bildung und Einkommen verbunden zu sein. Personen mit Hauptschulabschluss sind demnach fast doppelt so häufig übergewichtig wie Personen mit Fachhochschulreife oder Abitur. Bei den Frauen sind beispielsweise nur 10% der Oberschicht schwer übergewichtig, während in der unteren Schicht über 35% davon betroffen sind. Auch das Pro-Kopf-Nettoeinkommen scheint einen Einfluss zu haben, denn mit steigendem Einkommen sinkt die Anzahl Übergewichtiger. Und noch ein Phänomen ist zu beobachten: Während Singles sich offenbar mehr um ihre Figur kümmern, steigt sowohl bei Frauen als auch bei Männern das Gewicht, wenn sie mit einem Partner zusammen leben.

Vitamine & Co.
Insgesamt nehmen 28 % der Deutschen Nahrungsergänzungsmittel ein. Dabei nehmen Frauen in allen Schichten mehr Supplemente ein als Männer. Die Einnahme von Nahrungsergänzungen ist aber auch vom Alter abhängig.

Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln nach Alter und Geschlecht (in Prozent), Daten aus NVS II

Alter 14-18 19-24 25-34 35-50 51-64 65-80
Frauen 16 21 29 27 35 33
Männer 19 21 25 23 24 30


Das Ernährungswissen der Deutschen
Zwei Drittel der Deutschen informieren sich generell über das Thema Ernährung, vor allem aus Printmedien, Angaben auf Lebensmittelverpackungen und über persönliche Kontakte. Aber auch das Fernsehen trägt entscheidend zur Aufklärung bei. Ebenfalls zwei Drittel kennen das CMA-Gütezeichen und das Bio-Siegel, während das QS-Siegel und das TransFair-Siegel im Bekanntheitsgrad viel weiter unten lagen. Übrigens: Ihren eigenen Energiebedarf konnten die meisten Studienteilnehmer nicht richtig einschätzen, nur 8 % lagen richtig, die meisten schätzten ihn zu gering ein.

Essen als Risikofaktor?
Besonders groß ist die Angst der Deutschen vor gentechnisch veränderten oder bestrahlten Lebensmitteln. Etwa die Hälfte der Befragten befürchtet eine geringere Sicherheit dieser Produkte verglichen mit herkömmlichen Lebensmitteln. Bei der Einschätzung des Risikos durch das Essen scheint auch die Schichtzugehörigkeit eine Rolle zu spielen. Während Angehörige der unteren Schichten vor allem „verdorbene“ Lebensmittel als Risiko ansehen, nennen Mittel- und Oberschicht eher Pestizid- und Tierarznei- oder Hormonrückstände als Risikofaktoren.


Bewertung der Ergebnisse

Die neuen Zahlen machen das Ausmaß von Übergewicht in Deutschland deutlich. Übergewicht ist aber nicht nur ein Risikofaktor für Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder Herzkreislauferkrankungen des Betroffenen, sondern stellt auch eine extreme ökonomische Belastung für die gesamte Volkswirtschaft dar. Eine sinnvolle Ernährungsaufklärung und ein gutes Präventionsangebot bereits im Kindergarten- und Grundschulalter könnten die Situation entscheidend verbessern. Auch die Bildungschancen insgesamt müssen verbessert werden, sodass auch Kinder aus armen Familien eine Chance auf gute Bildung und langfristig ein höheres Einkommen haben. Denn gerade die Kombination aus niedrigen Einkommensverhältnissen und schlechter Bildung scheint für die Ausprägung von Übergewicht von großer Bedeutung zu sein. Eltern sollten aber auch daran denken, dass Sie Vorbilder für Ihre Kinder sind. Wer seinem Nachwuchs eine „ungesunde“ Lebensweise vorlebt, darf sich über nachahmendes Verhalten nicht wundern.

Mehr Informationen zur NVS-Studie finden Sie unter: www.was-esse-ich.de

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